Eine Liebeserklärung an die Mode

von Catalogue of Disguise im Trauma. 

Kleidung, die zweite Haut des Menschen. Mit ihr können wir unseren Mitmenschen ganz ohne Worte mitteilen, wie wir uns selbst sehen, welche Werte wir vertreten, wir können mit ihr sogar Details darüber preisgeben, welche Musik wir gerne hören, welchen Beruf wir ausüben, welcher Gemeinschaft wir uns zugehörig fühlen und ob uns der Zeitgeist von heute oder der einer anderen Epoche begleitet.

Mode steht für Liberalismus, Individualismus und eine offene Kultur. Sie ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und ein Symbol für Freiheit.

Manch einer tut Mode als oberflächlich ab und es lässt vermuten, dass sich Menschen mit dieser Einstellung noch nie ernsthafte Gedanken über die Geschichte und Symbolik von Garderobe gemacht haben.

Denn es ist kein Zufall, dass in Gefängnissen, in Sekten und in Ländern, die von einem Terrorregime regiert werden, eine strikte und einheitliche Kleiderordnung herrscht.

Sich selbst und seine Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen, hat an solchen Orten nichts zu suchen.

 

von UY in der Halle am Berghain

 

Dass Frauen und Männer in High Heels, Miniröcken und geschminkt in der Öffentlichkeit herumlaufen können, ist auch heutzutage in vielen Ländern undenkbar und kann Konsequenzen mit sich bringen, die von einer Gefängnisstrafe bis zur Hinrichtung reichen.

Die Frauenrechtsbewegung in den 1970-er Jahren ging Hand in Hand mit Bademode, die immer knapper wurde, Schuhabsätzen, die immer höher wurden, und BHs zu verbrennen war ein Symbol dafür, sich von den Fesseln der Unterdrückung zu befreien. Mode symbolisiert, wie frei oder unfrei jeder Einzelne sich in einer Gesellschaft ausleben darf.

Die Entwicklung von Modetrends sagt viel über die jeweilige Geschichtsepoche eines Landes aus.

Auch heute sind Themen wie kulturelle Aneignung und die Repräsentation von Vielfältigkeit auf den Catwalks dieser Welt ein heiß debattiertes Thema.

Wie ironisch, es dann erscheint, wenn der Ausdruck von Weiblichkeit, Männlichkeit, Sinnlichkeit und Extravaganz als etwas Inhaltsloses oder Sexistisches verurteilt wird. Ist es doch genau das Gegenteil.

 

von der Platte Opening Show

 

Sich kleiden zu dürfen, wie man will, ist ein Zeichen von einer Kultur, die Einzigartigkeit unterstützt und keine Angst vor dem Individuum hat. Ein Privileg, das gefeiert und ausgekostet werden sollte.

Und man muss nicht politisch aktiv sein, um als Darsteller in dem Zirkus, den wir Mode nennen, aufzutreten.

Denn jeder von uns erzählt mit der Kleidung, die er trägt, eine Geschichte. Ob er will oder nicht.

Und dabei sagt das T-Shirt ohne Label genauso viel aus, wie das T-Shirt mit Label, eine Gammel-Jacke spricht ebenso Bände wie ein Pelzmantel. Alles hat eine kleine Botschaft des Trägers an seine Mitmenschen.

Mich persönlich kann man außerordentlich entzücken durch einen Kleidungsstil, der mein Gegenüber in seinem Wesen unterstreicht. Über Modegeschmack lässt sich wunderbar streiten, nicht aber darüber, dass Mode ein Symbol dafür ist, dass wir, in einer Zeit leben, die den Individualismus feiert.

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Text: Marie F. Trankovits, Fotos: Frank R. Schröder/iHeartBerlin

Marie F. Trankovits ist quer durch die Welt gezogen bis sie sich vor 6 Jahren in Berlin verliebt hat. Sie arbeitet momentan an ihrer Schreibkarriere.

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