Sustainable Listening: Es wird Zeit dem Ozean zuzuhören!

Foto: Markus Braumann

Eine neue Veranstaltungsreihe in der Staatsoper Berlin verbindet Klassik mit elektronischer Musik und präsentiert herausragende Klimaforscher:innen in einem neuen, genreübergreifenden Format. 

Nicht alles, was wir in unserer iHeartBerlin-Kreativküche kochen, ist immer laut und kantig. Bei manchen Projekten geht es mehr um die feinen Details und die leisen Töne, die sich aber dann doch als kraftvoll erweisen. 

So kam es, dass wir letzte Woche mit unserer ersten kreativen und kuratorischen Zusammenarbeit mit der Staatsoper Unter den Linden Premiere feierten. Die Veranstaltungsreihe, die wir stolz “Sustainable Listening” nennen, will Wissenschaft mit Musik verbinden und Wissenschaftler:innen, die für die nächsten Generationen für Klimagerechtigkeit kämpfen, auf die Bühne des Opernhauses bringen. 

Der Klang des Ozeans verändert sich 

Jede Session wird sich mit einem anderen Thema beschäftigen, das ein bestimmtes Ökosystem oder eine bestimmte Herausforderung des Klimawandels betrifft. Für den Start dieser Reihe, die in den nächsten drei Jahren fortgesetzt wird, haben wir das Thema Ozean gewählt. Alle Weltmeere sind miteinander verbunden und ihre Kühlung und atmosphärische Kraft ist das Einzige, was verhindert, dass der Klimawandel bereits katastrophale Ausmaße angenommen hat. Die Hauptrednerin des Abends war Anja Engel. Sie ist eine der führenden Professor:innen und Forscher:innen des Geomar-Instituts für biologische Ozeanographie. Ihre Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Weltmeere. 

Die Kraft des Ozeans in Klang und Raum

In ihrem Vortrag begann sie mit dem kraftvollen Klang des Ozeans. Sie sprach über den Klang der Wale, die sich über viele Kilometer hinweg gegenseitig rufen. Alles andere als stumm ist der Ozean erfüllt von den Geräuschen der marinen Biosphäre. Manche sind so unglaublich laut, dass sie sogar die Ultraschallkommunikation von U-Booten stören können. Das lauteste Tier im Ozean ist die sogenannte Pistolenkrabbe, die mit ihrer Stimme tödliche Schallbomben erzeugen kann, die in der Lage sind, kleine Fische zu töten. Doch die gesamte Biosphäre der Ozeane wird immer leiser, während die Fischereiindustrie den Ozean immer mehr ausleert. Auch der Sauerstoffgehalt der Meere nimmt ab. Es entstehen immer mehr “tote” Zonen, in denen es für die Tiere praktisch keinen Sauerstoff zum Überleben gibt. Diese und viele weitere interessante und alarmierende Fakten wurden in Engels Rede angesprochen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. 

Nach ihrer Keynote führten ein Quartett von Musikern der Staatskapelle Berlin und das berühmt-berüchtigte elektronische Musikduo Gebrüder Teichmann eine experimentelle Musikperformance auf, in der bekannte Wassermelodien von klassischen Komponisten wie Smetanas Moldau, aber auch von avantgardistischeren klassischen Komponisten wie Arvo Pärt miteinander verschmolzen. Die Brüder Teichmann experimentierten mit elektronischen Verzerrungen und verwandelten alles in ein lebendiges Klanggewebe. Auf diesen Klangteppich las die Wissenschaftlerin Anja Engel einige ihrer Gedanken zur Klimagerechtigkeit vor, die sich wie ein Mantra einer Meditation anfühlten. 

 

 

 

Neue Raumerlebnisse und wichtige Initiativen

Das Publikum musste bei dieser Veranstaltung nicht steif auf einem Opernstuhl sitzen. Überall im Apollosaal, der als Veranstaltungsort diente, waren bequeme Sitzkissen ausgelegt. Bühnenbildner Valentin Köhler verwandelte den gesamten Raum mit seinem Bühnenbild aus recyclebarem Material in eine begehbare Klimakapsel. So konnte das Publikum die intime Atmosphäre spüren, die wir für dieses wichtige Thema und diese sensible Aufführung schaffen wollten. Nach der Aufführung lud der Operndirektor Matthias Schulz das Publikum ein, zu bleiben und mit Berliner Initiativen wie Ocean Now, die sich für die Rettung der Ozeane einsetzen, und dem Startup Kaffeeform, das die Plastikverschmutzung durch Kaffeebecher aus gebrauchtem Kaffeepulver reduzieren will, über das Thema zu sprechen. 

Zur Auffrischung des Gesprächs servierten wir gemeinsam mit der lokalen Brauerei BRLO klimaneutrales Bier, das mit altem Brot von Zeit für Brot gebraut wurde. Alles in allem haben wir versucht, an alle Details zu denken, um dem Publikum wirklich Denkanstöße und Handlungsimpulse zu geben. Es ist noch nicht zu spät, etwas an den Auswirkungen des Klimawandels zu ändern und gemeinsam mit der Staatsoper wollen wir noch viele Jahre auf einem lebenswerten Planeten leben. 

Wenn ihr euch inspiriert fühlt, könnt ihr an Ocean Now oder an das Orchester des Wandels spenden, das bei vielen Konzerten Geld für Umweltprojekte sammelt. Das nächste Sustainable Listening wird im Januar 2023 stattfinden. Bleibt also dran und wir werden euch rechtzeitig informieren, wann es Karten zu kaufen gibt und wie das Programm aussehen wird. 

Von unserer Seite aus möchten wir uns ganz herzlich bei der Staatsoper Berlin dafür bedanken, dass sie uns in dieses besondere Projekt einbezogen hat. Unser besonderer Dank gilt Victoria Dietrich, die die Presseabteilung leitet, und Jana Beckmann, die die künstlerische Leitung dieses Projekts innehat. 

Alle Fotos: Markus Braumann

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